„Wir wollen Europa nicht nur auf dem Papier sehen“
Bunt gemischt: Die schulübergreifende Theatergruppe „Teatro Europa“ setzt auf Vielfalt — Muttersprache im Visier ANNA SCHNEIDER
Wie kann Europa zusammenwachsen? Hier scheiden sich die Geister. Das Netzwerk „Kinderfreundliche Stadt“ will mit einem Theaterprojekt zeigen: Integration beginnt schon in der Schule.
Sie haben sich viel vorgenommen. 50 Nürnberger und Fürther Schüler aus sieben Ländern und verschiedenen Schularten spielen Theater. Unter dem Namen „Teatro Europa“ wird das Stück „Miteinander“ geprobt. „Wir motivieren die Schüler, sich nach allen Seiten zu öffnen — kulturell und bildungstechnisch“, sagt die Projektleiterin Maria Fontana-Eberle.
„Miteinander“ ist eine Komödie von Mirko Di Martino. Der italienische Soziologe Stefano Giannascoli, der in seiner Heimat ähnliche Projekte leitet, führt Regie. „Wir wollen Europa nicht nur auf dem Papier sehen. Das Stück handelt von verschiedenen Nationalitäten, Lebensweisen und von Männern und Frauen“, sagt Eberle.
Verschiedene Schultypen.
Die Inszenierung fußt auf drei Komponenten: Fünf Gymnasiasten und zwei Hauptschüler sind die Schauspieler. Schüler aus den unteren Klassen der Hauptschulen Herschel-Schule (Nürnberg) und Pestalozzi-Schule (Fürth) begleiten das Stück musikalisch und mit Tanzeinlagen. Die Theaterarbeit soll den Schülern helfen andere Kulturen kennenzulernen und sich aktiv mit anderen Schulformen, als der eigenen, auseinanderzusetzen. Auch die Betreuer sollen dazulernen: „Die Uni ist zu theoretisch! Wir geben Studenten die Möglichkeit, vor dem Abschluss intensiv mit Kindern zu arbeiten“, erklärt Eberle. Und so haben Studenten der Universität Bamberg das italienische Stück übersetzt. Lehramts- und Theaterwissenschaftsstudenten der hiesigen Uni betreuen die Proben.
Die Lehrer sollen neue Blickwinkel auf ihre Schüler bekommen: „Es gilt Potenzial zu erkennen, für das im Unterricht keine Zeit bleibt“, sagt Brigitte Knorr von der HerschelSchule. Dazu zählt auch Sprachkompetenz. „Ins Stück sind muttersprachliche Szenen eingebaut, etwa als Telefonat mit den Eltern“, sagt Eberle. Muttersprache sei ein wichtiges Gut. Das solle den Schülern vermittelt werden. Wer sie nicht beherrscht, hat es auch schwerer, andere Sprache zu lernen.
„Teatro Europa“ ist das zehnte Schulprojekt vom „Netzwerk Kinderfreundliche Stadt“. „Unsere aufwendigste Arbeit war die Carmina Burana Tanzchoreografie zum 1000. Fürther Stadtjubiläum“, sagt Eberle. Besonders wichtig sei ihr Nachhaltigkeit: „In Fürth gibt es seitdem Tanzstunden im Nachmittagsunterricht.“ Für „Teatro Europa“ will sie ähnliche Erfolge. „Miteinander“ wird am 20. Februar in der Aula der Friedrich-Alexander- Universität in der Regensburger Straße uraufgeführt. Interessierte Schulklassen können schon die Generalprobe am 19. Februar besuchen.
Schüler der Friedrich-Wilhelm-Herschel-Hauptschule proben für ihren großen Tag. Zusammen mit anderen Schülern aus Nürnberg und Fürth inszenieren sie das Theaterstück „Miteinander“mit europäischem Anspruch. Foto: Stefan Hippel
Kontakt: maria@eberle-net.de
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